The BubblefrogBlog

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Wednesday, March 22, 2006

"Heimat"kunde

Fuer die, die mich nicht vom Planeten kennen (gibt's das...?), plaudere ich mal ein wenig aus dem Naehkaestchen. Bzw. mache den Stadtfuehrer und erzaehle Euch, was es es hier so zu gucken gibt.

1. Frage: Wer musste in der Schule Theodor Fontanes "Die Brueck' am Tay" lesen oder sogar auswending lernen? Ich musste es... *schauder*
"Wann treffen wir drei wieder zusamm’?"
"Um die siebente
Stund’, am Brückendamm."
"Am Mittelpfeiler."
"Ich lösche die Flamm’."
"Ich mit."
"Ich komme vom Norden her."
"Und ich vom Süden."
"Und
ich vom Meer."
"Hei, das gibt einen Ringelreihn,
Und die Brücke muss in
den Grund hinein."
"Und der Zug, der in die Brücke tritt
Um die siebente
Stund’?"
"Ei, der muss mit."
"Muss mit."
"Tand, TandIst das Gebilde
von Menschenhand!"
[...]
Und so weiter und so fort. Die erste Zeile ist uebrigens entnommen aus Shakespeare's Macbeth. (zu Macbeth ein andernmal mehr...)



So, zur Bruecke. Erbaut 1871-1877, offiziell eingeweiht im Juni 1879. Damals die laengste Bruecke der Welt mit 3.264m Laenge.







Nur gute 6 Monate spaeter dann die Katastrophe.

Am 28. Dezember 1879 um ca. 19.00 stuerzt der hohe Mittelteil der Bruecke bei schwerem Wind komplett ein. Der gerade die Bruecke ueberquerende Edinburgh Express wird mitgerissen, ca. 75 Menschen sterben (wahrscheinlich mehr, da Kinder keine Fahrkarte brauchten).


Als Hauptursache wird immer wieder der starke Wind angegeben - tatsaechlich wurden aber schwere Maengel bei Planung, Bau und Wartung festgestellt. Ein Sturm der Staerke 10 kann die Bruecke nicht zum Einsturz bringen.
Die Fundamente waren zu klein, die Pfeiler zu weit voneinander enfernt und uebersaeht mit Konstruktionsfehlern.
Bereits im September, also nur 3 Monate nach der offiziellen Eroeffnung, wiesen Maler, die die Bruecke mit einem Schutzanstrich versahen, auf enorme vertikale und laterale Schwingungen (bis zu 8 cm!) bei einer Zugueberquerung hin; zudem begann die Bruecke auch in Ruhephasen zu "klappern", da sich Spannungsteile loesten. Schnelle Abhilfe wurde mehr als mangelhaft ausgefuehrt und trug sogar noch zur Strukturschwaechung bei.
Zudem wurde das von den Inspektoren festgelegte Geschwindigkeitslimit von 25 mph gerade auf dem Weg von Sueden nach Norden permanent ueberschritten, Messungen interessierter Fahrgaeste und Beobachter lieferten Geschwindigkeiten bis zu 46 mph, in der Regel jedoch mindestens 33 mph fuer Express-Zuege.
Zudem hatte bereits der vorletzte Zug, ein wesentlich leichterer Regionalzug, um etwa 17.00 schwere probleme bei der Ueberquerung gehabt - die Vermutung liegt nahe, dass die Bruecke bereits nach dieser vorletzten Ueberquerung fast komplett zerstoert, wenn auch noch stehend, war. Der Edinburgh Express haette niemals auf die Bruecke gelassen werden duerfen, da er mit einem Gewicht von insgesamt etwa 130t einen guten Teil schwerer war als sein Vorgaenger.

So, die Bruecke war hinueber (ich finde die Bilder so beeindruckend!) - was nun? Eine neue musste her.

Die Reste der alten Tay Bridge wurden nach und nach abgetragen, die Fundamente blieben als Wellenbrecher fuer die neuen Pfeiler.
Von 1882-1887 wurde die Neue Tay Rail Bridge als doppelgleisige Stahlkonstruktion parallel vom Verlauf der Alten Bruecke erbaut. Sie steht heute noch.

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